Ob Fantasy, Romance, Thriller, New Adult oder Science-Fiction: Geschichten leben von ihren Charakteren. Als veröffentlichte Autorin einer Fantasy-Trilogie und als Drehbuchautorin gebe ich dir hier meine wichtigsten Tipps, damit du beim Roman schreiben unvergessliche Charaktere schaffst!
Roman schreiben: Wer sind die Charaktere?
Auf den ersten Blick wirkt das vielleicht selbstverständlich. Aber es hilft sehr, sich wirklich intensiv mit der Frage auseinanderzusetzen:
Wer ist oder sind der/die Hauptcharakter(e)?
Meistens geht die Idee für eine Geschichte mit den entsprechenden Protagonisten einher. So erging es mir selbst mit der Zeitsprung-Trilogie: Die Kernidee, dass eine Jugendliche durch die Zeit reisen kann und so im Jahr 2597 landet, funktioniert nicht ohne die besagte Jugendliche. Doch, indem ich mir genau klar mache, dass Rhapsody meine Protagonistin ist, behalte ich den Fokus und lasse mich nicht von der Bedeutung anderer Charaktere ablenken.
Vor dem Roman schreiben: Ziele der Charaktere definieren
Genau wie im "echten Leben" haben auch Figuren und Charaktere in Geschichten Ziele. Das können "kleine" Ziele sein, z.B. eine Angst überwinden, einen neuen Job anfangen, eine große Reise antreten, sich auf ein Date einlassen usw.. Es können aber auch "große" Ziele sein, z.B. mutig sein, selbstbewusst werden, Erfolg haben, sich von der Vergangenheit befreien usw..
Im Idealfall führen die "kleinen" Ziele zur Bewältigung eines "großen" Ziels: Indem mein Hauptcharakter z.B. Höhenagst überwindet, wächst der Mut, eine schwere Entscheidung zu treffen. Das generiert Spannung und beeinflusst den Lauf meiner Geschichte: Wird mein Charakter wirklich diese richtig schwere Entscheidung fällen? Oder doch noch im letzten Moment kneifen? Noch ein Pluspunkt: So weiß ich auch, wie sich mein Charakter am Anfang der Geschichte verhalten sollte - z.B. eher ängstlich, zurückhaltend, zwiegespalten.
Schwächen und Stärken der Charaktere erkennen
Jetzt, da du weißt, wer deine Main Characters sind und welche Ziele sie verfolgen, ergeben sich meistens von ganz allein ihre Stärken und Schwächen. Im Beispiel oben ist klar, dass der Hauptcharakter ängstlich ist - was ich eher als Schwäche einordnen würde. Dafür ist sie/er aber vielleicht besonders vorsichtig - was eine Stärke sein kann. Dieses Wissen hilft, den Charakter aufzubauen und entsprechende Verhaltensweisen in die Geschichte miteinfließen zu lassen.
Keine Angst: Wenn du die Schwächen und Stärken deiner Hauptcharaktere vor dem Schreiben noch nicht so genau kennst, kann dir das im Laufe des Schreibprozesses klar werden. Auch mir ist es schon passiert, dass ich nach über 100 Seiten plötzlich eine Stärke an meinem Charakter erkannt habe, die mir bisher gar nicht richtig aufgefallen ist. Bei der Überarbeitung habe ich mich dann bemüht, ihre Stärke viel früher durch kleine Anpassungen, z.B. Wortwahl, Ausdrucksweise, Verhalten zu zeigen.
Beim Roman schreiben eine eigene Sprache für die Charaktere entwickeln
Ich gebe es ganz offen zu: Jeder, der mit mir ein längeres Gespräch führt, wird mich mindestens zehnmal "genau" sagen hören. Das ist mein Tick - und daran erkennen mich meine Freunde und Familie wieder.
Genauso sollte es dir bei deinen Protagonisten gehen! Gebe deinen Figuren eine eigene Stimme, eine eigene Ausdrucksweise. Kleinigkeiten wie "Hi" statt "Hallo" oder "Sorry" statt "Es tut mir mega leid" können da schon große Unterschiede machen. Mein Tipp: Suche dir einen Dialog mit deinem Hauptcharakter aus, entferne alles, bis auf die wörtliche Rede, und lese das mal laut vor. Na, erkennst du deinen Hauptcharakter wieder? :-)
Charakter-Test beim oder nach dem Roman schreiben
Hm. Okay. Was meint sie jetzt mit "testen" ? Müssen meine Hauptcharaktere eine Prüfung schreiben?
Nicht ganz ... du bist schließlich der/die Autor:in. ;-) Ich meine damit, dass du deine Hauptcharaktere ruhig auch mal etwas sagen oder tun lassen kannst, was nicht zu ihnen passt. Gerade bei Schreibblockaden oder kniffligen Szenen hilft mir dieser Trick sehr! Ich lasse dann z.B. meine Protagonistin, die eher ruhig ist, mal richtig austicken. Entweder merke ich, dass genau diese Reaktion notwendig ist - oder mir wird klar, dass es an einer ganz anderen Stelle hakt, z.B. an der Reaktion des anderen Charakters.
Ich hoffe, meine Schreibtipps helfen dir, beim Roman schreiben deine Charaktere aufzubauen und (weiter) zu entwickeln. Wenn dir dieser Blogartikel gefallen hat, freue ich mich, wenn du diesen an weitere Schreibende und Interessierte empfiehlst! :-)
Herzlich,
Rose-Lise Bonin
Diese Blog-Artikel könnten dich interessieren:
Comments